Rees: Karl Leisner in der Taufkapelle von St. Mariä Himmelfahrt

Rees Mariä Himmelfahrt Relief 1In der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt[1] wurde Karl Leisner am 3. März 1915 getauft. Am 24. März 2009 schrieb Paul Wentges dem IKLK: „Es freut mich, Ihnen mitteilen zu können, dass nach Zustimmung durch den Kirchenvorstand und den Pfarrgemeinderat in der Taufkapelle unserer Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt in Rees Herr von Levetzow die Vorderseite einer Karl-Leisner-Plakette angebracht hat.“

[1] Gräfin Irmgard von Aspel ließ 1012–1040 über den Gräbern ihrer Eltern ein Gotteshaus errichten und gründete dort ein der Muttergottes geweihtes Kanonikerstift. Nach einem Brand um 1245 wurde die Kirche 1250 wieder aufgebaut, Einsturz 1817, Errichtung der klassizistischen Pfarrkirche 1820-1828, Zerstörung am 16.2.1945, Wiederaufbau 1956-1970. Karl Leisner wurde am 3.3.1915 und Paula Leisner am 28.12.1919 dort getauft. 2005 Fusion mit vier weiteren Kirchen zur Pfarrgemeinde St. Irmgardis.

Die Anbringung des Bronze-Reliefs erfolgte am 3. März, dem Tauftag Karl Leisners. Am 28. Februar 1915 wurde Karl Leisner um 9.00 Uhr in Rees, in der Bahnhofstraße 5, in der Zeit des Nationalsozialismus Adolf-Hitler-Straße, heute Florastraße 9, geboren. Da Vater Wilhelm Leisner im Krieg war, meldete die Hebamme Hendrina Pastoors seine Geburt am 5. März 1915 beim Standesamt Rees an. Die Taufe war am 3. März 1915 in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Rees auf die Namen Karl Friedrich Wilhelm Maria. Der Taufeintrag ins Stammbuch von Familie Wilhelm Leisner ist von Kaplan Johannes Harmes unterschrieben.

Rees Mariä Himmelfahrt Relief 2

Geburkunde

Rees Mariä Himmelfahrt Relief 3Rees Mariä Himmelfahrt Relief 4

 

 

 

Auf dem Bronze-Relief sind dargestellt die Portraits des weihenden Bischofs Gabriel Piguet[1], erkennbar an der Mitra[2], und des Seligen Karl Leisner, der am 17. Dezember 1944 im KZ Dachau heimlich die Priesterweihe empfing. Dabei handelte es sich um ein einmaliges Geschehen in einem Konzentrationslager. In Goldbronze stehen am linken Rand der Name des Bischofs + Mgr [Monseigneur] Gabriel Piguet, darunter sein Geburts- und Sterbedatum * 24.2.1887 und † 3.7.1952 und am rechten Rand Karl Leisner, * 28.2.1915 sowie das Sterbedatum † 12.8.1945.

[1] Bischof Gabriel Emmanuel Joseph Piguet von Cler­mont (* 24.2.1887, † 3.7.1952); Priesterweihe am 2.7.1910 in Paris (St. Sul­pice); Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Autun/Saône-et-Loire am 27.2.1934; Bischof von Clermont ab 11.3.1934. Obwohl Ver­ehrer von Marschall Philippe Pétain, widersetzte er sich während der deut­schen Besatzung (1940–1944) den Nationalsozialisten. Er wurde am 28.5.1944 verhaftet und kam am 6.9.1944 ins KZ Da­chau und wurde am 4.5.1945 befreit.

[2]    M_Mitra von μίτρα Mitra (griech.) = Stirnbinde – als Kopfbedeckung vor­wiegend bei liturgischen Handlungen getragenes Würdezeichen der Bischöfe, Äbte u. infulierten Prälaten (von infula [lat.] = Ehrenzeichen)

Das Bronze-Relief hat einen Durchmesser von ca. 26 Zentimeter. Gleichartige Reliefs sind in Kleve in der Christus-König-Kirche in der Karl-Leisner-Gedenkstätte und in der Kapelle des St. Antonius-Hospitals, in seinem Sterbezimmer im Waldsanatorium in Planegg sowie im Karmel Heilig Blut in Dachau.

Darüber hinaus schuf der Dieter von Levetzow mit dem Motiv der Priesterweihe drei große Gedenktafeln. Die erste wurde am 12. Juni 1995 neben dem Eingang des Karl-Leisner-Heims in Rees angebracht. Ein weiteres Bronze-Relief ist seit 2006 in der Kathedrale von Clermont-Ferrand in Frankreich und 2007 schenkte der Künstler ein Relief der Wallfahrtskirche in Brielle in den Niederlanden.

Link zum Karl-Leisner-Relief am Karl-Leisner-Heim in Rees

In der Größe von 7 Zentimeter gibt es Bronze-Medaillen, von denen u. a. Papst em. Benedikt XVI. und der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler eine bekamen.

Link zu Dieter von Levetzow: Bronzeplastiken von Karl Leisner

Auch wenn die Stadt Kleve zur Heimat Karl Leisners wurde, hat er in seinen Tagebuchaufzeichnungen doch immer wieder hervorgehoben, dass er in Rees geboren und in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt getauft wurde. Rees[1] liegt rechtsrheinisch (Luftlinie von Kleve ca. 18 km) und war bis zur Inbetriebnahme der Rheinbrücke Rees-Kalkar 1967 nur mit der Fähre von Reeserschanz aus zu erreichen. Daher war die Stadt selten das Ziel der Unternehmungen von Familie Leisner oder den Jungen, wenn sie „auf Fahrt“ waren.

[1] Namensgebung der ursprünglich fränkischen Siedlung (500-800) vermutlich aus Rys = Reis = Rees (Weidenholz mit Röhricht) – 1012-1040 ließ Irmgard von Aspel über den Gräbern ihrer Eltern in Rees ein neues Gotteshaus bauen und gründete dort ein der Muttergottes geweihtes Kanonikerstift, das die Keimzelle für die Entwicklung zur Stadt bildete. 14.7.1228 Erhebung zur Stadt und damit die älteste Stadt am Niederrhein. Am 16.2.1945 wurde die Stadt durch einen schweren Luftangriff fast völlig zerstört.

Kleve, Samstag, 29. [30.] Juni 1928
(Wandertag) Um 7.45 Uhr trafen wir (unsere Klasse U III g) [uns] am Bahn­hof [in Kleve]. Bis Cal­kar gings mit dem Zug. Von dort zu Fuß über den Damm zur Ponte [Reeser­schanz]. – Dort kurze Rast; dann übergesetzt. – Rees, meine Geburtsstadt kurz besichtigt (be­sonders die Kirche [St. Mariä Himmelfahrt])

Karl Leisners Briefe aus dem KZ spiegeln seine Sehnsucht nach der Heimat, dem Niederrhein und seiner Geburtsstadt Rees wider.

Karl Leisner aus dem KZ Sachsenhausen am Sonntag, 11. August 1940, an seine Familie in Kleve:
Maria, Paula und Elisabeth wie gern wär’ ich mit Euch auf der „Woy“ im Kahn geschaukelt, vor uns auf der andern Rheinseite die Mauern und Türme von Rees, der Geburtsstadt von Paula[1] und mir.

[1] Paula Leisner wurde am 28. Dezember 1919 in St. Mariä Himmelfahrt in Rees getauft.

Karl Leisner aus dem KZ Dachau am Samstag, 19. September 1942 an seine Familie in Kleve:
Also Rees habt Ihr gegrüßt von [Nieder-]Mörmter aus. Ja, da möcht’ ich mal gern wieder mitradeln. Grüßt alle dort herzlich wieder! Paula, gel’, da [in Rees] ist’s schon schön, wo wir das Licht [der Welt] erblickten zum ersten Mal, am herrlichen Rhein!

Nach der heimlichen Priesterweihe Karl Leisners am 17. Dezember 1944 war die Primiz, seine erste und einzige heilige Messe, am 26. Dezember 1944. Ohne um den Primiztermin zu wissen, feierten Karl Leisners Eltern in seiner Taufkirche St. Mariä Himmelfahrt in Rees den Gottesdienst mit.

Karl Leisner aus dem KZ Dachau am Samstag, 27. Januar 1945 an seine Familie in Berlin und Niedermörmter:
Die Mette in [St. Mariä Himmelfahrt in] Rees nach nächtlicher Fahrt über unsern Strom.[1] Und daß Du, liebste Mutter, ausgerechnet am 2. Feiertag dort weiltest, wo ich die schönste Stunde des nun bald 30jährigen Lebens feierlich begehen durfte. Welch selten schöne Führung des Heiligen Geistes: Du gleichzeitig in meiner Geburtsstadt und Taufkirche![2]

[1] Vater Wilhelm Leisner und Maria Leisner waren von Niedermörmter aus mit dem Boot über den Rhein zur Christmette nach Rees gefahren.
[2] Mutter und Vater Leisner waren gemeinsam am 26.12.1944 in Rees in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt.

Karl Leisner aus dem KZ Dachau am Samstag, 27. Januar 1945 an seine Familie in Berlin und Niedermörmter:
Die Mette in [St. Mariä Himmelfahrt in] Rees nach nächtlicher Fahrt über unsern Strom.[1] Und daß Du, liebste Mutter, ausgerechnet am 2. Feiertag dort weiltest, wo ich die schönste Stunde des nun bald 30jährigen Lebens feierlich begehen durfte. Welch selten schöne Führung des Heiligen Geistes: Du gleichzeitig in meiner Geburtsstadt und Taufkirche![2]

Die Beiträge zu den verschiedenen Erinnerungsstätten Karl Leisners in Rees werden nach und nach veröffentlicht.

siehe bereits folgende Links:

Link 1

Link 2

Link 3

Link 4

Text und Fotos Christa Bockholt und IKLK-Archiv