Karl Leisner und Billerbeck – Sterbeort des heiligen Ludgerus

Ludgerusdom, Billerbeck (00312).jpg

Quelle des Fotos

Dort, wo heute in Billerbeck der Dom aus dem Jahr 1898 steht, starb der Gründerbischof des Bistums Münster, der heilige Ludgerus (* um 742 in Utrecht/NL, † 26.3.809 Billerbeck). Sein Grab befindet sich in Essen-Werden.

 

 

In der sogenannten Sterbekapelle ist das Sterben des heiligen Ludgerus in einem Sandsteinrelief dargestellt. Nun wurde ein altes Altarbild mit dem gleichen Motiv aus der Vorgängerkirche restauriert und fand einen Platz in der großen Ausstellung „Credo – Christianisierung Europas im Mittelalter“ in Paderborn.

Das Altarbild aus dem 17. Jahrhundert mit den Ausmaßen von 2,83 m mal 2,08 m war dort seit über 120 Jahren zum ersten Mal wieder zu sehen. Inzwischen ist es unter Denkmalschutz gestellt und hängt im Billerbecker Dom.

BillerbeckLudgerusWeihe

 

Heutiger Platz im Billerbecker Dom

Foto: Manfred van Os

Für den Niederrheiner Karl Leisner waren Billerbeck in Westfalen und der heilige Ludgerus weit entfernt. Auf einer Spielfahrt von Kleve nach Telgte machte er 1930 mit seinen Jungen Station in Billerbeck und spielte Kaspertheater. Im Spielbericht ist aber weder etwas vom Dom noch vom hl. Ludgerus erwähnt. Erst im Studium in Münster kam Karl Leisner mit dem heiligen Ludgerus in Kontakt.

Am Freitag, dem 15. Juni 1934, schrieb er in sein Tagebuch:
19.30 Uhr Betrachtungs­vortrag [Puncta] über den heiligen Lud­ger, unsern ersten großen Bischof von Mün­ster: 1.) Das große Vorbild ( Tod[1]) – 2.) Gebet für die Einheit der Diözese und 3.) ein guter Priester wer­den in seiner Diözese.

[1] Das Leben des hl. Bischofs Ludgerus:
Am Sonntag vor der Nacht, als er starb, predigte Ludger öf­fentlich zum Volk in seinen zwei Kirchen, die nicht weit voneinander entfernt waren. Aus ihm sprachen ein wunderbares Vertrauen in Gott und eine unaussprechliche In­brunst. In der Frühe predigte Ludger in der Stadt Coesfeld, während sein Prie­ster die Messe hielt. Gegen neun Uhr predigte Ludger in der Stadt (Biller­beck), dort zelebrierte er anschließend seine letzte Messe mit großer Fröm­mig­keit. Danach sandte Ludger seine Schäfchen davon: Er spornte sie an, immer gute Werke zu verrichten und vertraute sie dem Herrn an (Alfers, Joseph: Mit Liudger auf dem Lebensweg, Münster 2009: 57).

Sonntag, 17. Juni 1934
Heute sind 60 von uns nach [Essen-]Werden zum großen Lud­gerijubiläum.[1] Wir andern haben nachmittags großen Ausgang. Fein!

[1] Seit dem 26.4.809 liegt der heilige Ludgerus in seinem Familienkloster in Essen-Wer­den begraben. Zunächst war er in Münster aufgebahrt, bis Karl der Große ein Machtwort sprach, denn Ludgerus hatte selbst angeordnet, wo er be­graben werden wollte.

Die Zeitung Junge Front hatte für das Jubiläum folgendes Programm ange­kündigt:
9.00 Uhr gemeinsame Messe im Freien, 12.00 Uhr Prozession, 14.30 Uhr Kund­­gebung (Junge Front Nr. 24 vom 17.6.1934: 7).
Am 17.6.1934 wallfahrteten 20.000 Personen mit der KAB zum Ludgerusgrab nach Essen-Werden (s. Aretz, Jürgen: Katholische Arbeiterbewegung und Nationalsozialismus, Mainz 1978: 141).
Katholisches Kirchenblatt für das Bistum Hildesheim Nr. 25 vom 24.6.1934:
Bald nach dem Ende der Prozession fand auf dem Platze vor der Abteikirche die religiöse Arbeiterkundgebung statt.

Zum 1125. Todestag des heiligen Ludgerus am 15. April 1934 hielt Bischof Clemens August Graf von Galen in Billerbeck ein Pontifikalamt und nachmittags vor ca. 15.000 Menschen, die mit Sonderzügen gekommen waren, am Ludgerusbrunnen eine außerordentliche Predigt. Es war seine erste deutliche Attacke gegen den Nationalsozialismus. Eine Bronzeplatte am Boden des Lud­ge­rusbrunnens erinnert daran:
Hier stand am 15.4.1934 Kardinal Clemens August von Ga­len und machte Front gegen das Dritte Reich.

Ludgerusbrunnen in Billerbeck

O. Enker berichtete im Artikel „Die Ludger-Feier“ von einem Feuerbrand religi­öser Erneuerung im Bi­stum Mün­ster.[1]

[1] s. Junge Front 1934 – Nr. 25 vom 24.6. 1934: 8