Impuls von Hans-Karl Seeger
Donnerstag 28.6.2001
Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen (Apg 13,15)
Es war früher üblich, daß nicht nur der zu Weihende sich durch Gebet und Fasten auf die Spendung der Weihe vorbereitete, sondern auch der Weihende. Als am 17. Dezember 1944 Karl Leisner im KZ Dachau von dem französischen Bischof Gabriel Piguet zum Priester geweiht wurde, erlebten beide die Kargheit des KZ und wurden unfreiwillig zu Hungernden.
Nach der Priesterweihe gaben die KZ-Priester und die evangelischen Pfarrer von dem, was sie hatten, und bereiteten dem Neugeweihten ein „Festmahl“.
Präses Dr. Ernst Wilm, Senior der evangelischen Pfarrer im KZ Dachau, berichtete später:
„An dem feierlichen Hochamt mit der Priesterweihe von Karl Leisner haben wir evangelischen Geistlichen nicht teilgenommen, weil die Kapelle sowieso die anwesende Gemeinde der katholischen Priester kaum fassen konnte. Wir evangelischen Pfarrer hatten es uns aber zur besonderen Ehre angerechnet, dem neugeweihten Priester, seinem Bischof und den Assistenten und Conzelebranten ein schlichtes Essen auf gedecktem Tisch, soweit man das im Lager heranschaffen bzw. ´organisieren´ konnte, zu bereiten. Und ich weiß noch, wie sich Bruder Leisner über diese brüderlich-ökumenische Gastfreundschaft gefreut und dafür gedankt hat.“
Pater Martinus Schiffer schrieb Karl Leisner zur Priesterweihe:
„[…] Als ich um Weihnachten 1942 auf Block 3 im Revier lag und ich sehr viel Hunger hatte, ließest Du mir ein Stück Brot zukommen. Noch weiß ich immer nicht, wie Du damals von mir erfahren hast. Aber Dein Schenken in der Not tat mir so wohl, daß ich es nie vergessen habe.“
Als Diakon hatte Karl Leisner in einer kleinen Dose immer das eucharistische Brot bei sich, um es vor allem den Kranken und Sterbenden zu reichen. Die Eucharistie war auch bei den Dingen, die er am 4. Mai 1945 mit aus dem KZ nahm, als der Jesuitenpater Otto Pies ihn mit Hilfe des Pfarrers der Jakobuskirche von Dachau Friedrich Pfanzelt aus der Krankenstation herausholte, damit er im Waldsanatorium in Planegg gepflegt werden konnte.