Karl Leisner und die Benediktiner

Benedikt von Nursia (* um 480 in Nursia bei Perugia/I, † 21.3.547 im Kloster Monte­cas­sino/I) – Grün­der des abend­ländischen Mönchstums – Einsied­ler in einer Höhle bei Subia­co – Abt eines Klosters u. Gründer von 12 Klöstern – Gründung des Klosters Monte­cassino 529 – Retter der an­tiken Kultur u. Bau­meister des christlichen Abend­landes – Wahl­spruch „ora et labora – bete und arbeite“ – Pius XII. nannte ihn Vater des Abend­lan­des, und Paul VI. proklamierte ihn zum Schutzpa­tron Europas. – Gedenktag 11.7.

Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 28.04.2018)

Unter der Überschrift „Wertvoller Einsatz der Benediktinern für Kirche und Welt“ veröffentlichte L’OSSERVATORE ROMANO vom 27. April 2018 einen Artikel über die Audienz von Benediktinern bei Papst Franziskus am 19. April 2018.

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Unter der Überschrift „Kontemplativ im Dienst an den anderen“ veröffentlichte L’OSSERVATORE ROMANO vom 4. Mai 2018 die Ansprache von Papst Franziskus vom 19. April 2018 bei der Audienz für Mitglieder der Benediktinischen Konföderation.

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Karl Leisners Erfahrungen mit Benediktinern

Karl Leisner bekam vor allem über die Benediktinerklöster Kontakt mit diesem Orden. Sein Lehrer und Mentor Dr. Walter Vinnenberg hatte nach seiner Zeit in Kleve eine Stelle in der Heimschule in Maria Laach angenommen. Die Pfingstfahrt 1930 führte Karl Leisner dorthin.

Maria Laach, Abtei
Benediktinerabtei Maria Laach – Gründung durch Pfalzgraf Heinrich II. von Laach (1040/1050–1095) 1093 – Bestäti­gung der Stiftung u. Übergabe durch Pfalzgraf Siegfried von Ballen­stedt (1075–1113) an die Benediktinerabtei Affligem in Bra­bant/B zur Besiedlung 1112 – Säkulari­sie­rung des Klosters 1802 – weit­gehende Zerstörung der Abteigebäude durch Brand 1855 – Jesu­iten­kolleg 1863 – Wiederbesiedlung durch Bene­dik­tiner­mön­­che aus der Erzabtei Beuron u. Zen­trum der liturgischen Bewegung u. mo­nasti­schen Er­neu­erung 1892

Maria Laach, Donnerstag, 12. Juni 1930, 6. Tag
Um 6.00 Uhr standen wir auf. Um 7.30 Uhr marschierten wir zur Abtei Maria Laach. Vorher hatten wir „schnabuliert“. In der Klo­ster­kir­che wohn­ten wir dem Choralhochamt bei. Die Mönche singen dort wirklich glänzend. Das nennt man noch Choralsingen. – Nach dem Hoch­amt besich­tigten wir unter Führung von P. Severinus [Uhles OSB[1]], ei­nem gebürti­gen Kölner, das Kloster. Es war allerhand an Kunst zu sehen. (Kapitelsaal mit Beuro­ner Gemälden. – Eine besonders schöne Kapelle usw.). Auch in die Kloster­bibliothek guckten wir mal eben herein. Um 13.00 Uhr wa­ren wir wie­der beim Zelt. Sofort zu Mittag gegessen. Dann trainiert, bis der Ball ent­zwei war. Dann mitgeholfen, drau­ßen die Kasperbude aufzu­bauen. Da das Gestell draußen nicht hielt, gingen wir nach drinnen und schlugen eine Latte als Spielleiste in einen Türrahmen. Das ganze wurde mit Tüchern verhängt, und die Geschichte war fertig. Bis 22.00 Uhr spielten wir noch Kasperle. Drau­ßen war ein ziemliches Gewitter. Wal­ter ging mit uns bis zum Zelt. Ge­gen 22.30 Uhr pennte ich.
[1]  Pater Severinus Uhles OSB (* 12.11.1891 in Frechen, † 23.5.1935) – Eintritt bei den Benediktinern in Maria Laach 4.11.1912 – Profeß 9.11.1913 – Priesterweihe 15.9.1918 in Maria Laach – Er nahm sich als Gastpater besonders der Jugend an, ganz gleich ob es sich um Gesellen, Jungmänner, Studenten oder Gymnasiasten handelte. Die Zukunft der katho­lischen Jugendorganisationen war ihm ein ernstes Anliegen.

Zum Kloster Maria Laach gehörte Frater Basilius Ruby[1]
[1] Josef (Sepp) Ruby (* 15.8.1919, † 25.7.2009) – Eintritt bei den Benediktinern als Frater Basilius in Maria Laach 1939 – Priesterweihe 1.8.1948 – Er war später Weltpriester in den Bistümern Hildesheim und Freiburg/Br.

Karl Leisner aus Dachau Freitag, 6. März 1942, an Familie Joseph Ruby in Frei­burg/Br.:
Zum Josefstag [am 19.3.] schließe ich mich den Wün­schen und Gebe­ten aller für Vater R. [Joseph Ruby] und Fr. [Basi­lius OSB] Josef [Ruby] herzlich an.

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Gerleve, Abtei
Benediktinerabtei Gerleve zwischen Biller­beck u. Coes­feld – Planung des Klosterbaus durch den Ar­chi­tekten Pater Ludger Rincklake aus Maria Laach gemäß dem Wunsch der drei Geschwister Wermelt zur Errichtung eines Be­ne­diktinerklosters auf ihrem Grund und Boden 1899 – Gründungstag des Klo­sters 19.9.1899 – Grundsteinle­gung 7.7.1901 – Beginn des Chorgebetes in der neu erbau­ten Kirche 10.6.1904 (Herz-Jesu-Fest) – Obwohl man das Kloster dem heiligen Joseph geweiht hatte, setzte sich der in der Ge­gend als Hausname be­kannte Name Gerleve durch. Wäh­rend die Mönche früher vorwiegend auf Rü­benfeldern arbeiteten, bieten sie heute im Exer­zitien­haus Ludgeri­rast Menschen, die mit ihren Fragen und ih­rem Su­chen zu ihnen kom­men, Hilfe an. Vor allem sonn­tags beten viele Men­schen aus nah und fern mit den Mön­chen das Stun­dengebet in der Abteikirche.

1931 machte Karl Leisner Exerzitien im Kloster Gerleve, die P. Laurentius Rensing OSB[1] hielt. In den Vorträgen erfuhren die Teilnehmer viel über den Orden der Benediktiner. Karl Leisner machte zu diesen Exerzitien zahlreiche Notizen. Einen Einblick gibt der Einleitungsvortrag.
[1] Pater Laurentius Rensing OSB (* 6.12.1892, † 1.9.1968) – Eintritt bei den Benediktinern in Gerleve – Profeß 11.8.1914 – Priesterweihe 25.2.1920 – Für die Zeit vom 31.7. bis 3.8.1929 und vom 16. bis 22.9.1929 trug er sich mit einer Gruppe ins Gästebuch von Marien­thal bei Wesel ein, ebenso im August 1931 und vom 26. bis 31.8.1934 sowie vom 24.7. bis 29.7.1935. Sein Lieblingsautor war Romano Guardini. 

Einleitungsvortrag:
1. Jerusalem – Rom
2. Zeit der Kirchenlehrer und Mönche

3. St. Benedikt [von Nursia] verkörpert diesen Geist und legte ihn in einer Klosterregel nieder.[1]
Elemente der Benediktiner des Mittelalters

1. Griechisch-römische Kultur
2. Das Christentum
3. Das frische Germanentum
(Heiliges römisches Reich deutscher Nation)
Geschichte: [Benediktinerkloster] Montecassino wird [577] zerstört, Late­ran wird [589] den Benediktinern [übertragen].
Verbindung von Mönchtum und Papsttum. Der Stadtpräfekt. – Abt.
Zusammentreffen mit den Angeln [Angelsachsen]. – (Engel)
Papst Gregor [I.] der Große. Von England zum Festland. (St. Willibrord – St. Ansgar – St. Ludger – St. Boni­fa­tius)[2]
Klostergründungen!
Christianisierung Deutschlands. Gregor der Gro­ße setzt Karl dem Großen die Kaiserkrone auf.[3]

[1]  Der Exerzitienleiter, selbst Benediktiner, wollte offenbar die Bedeutung des bene­diktinischen Gei­stes für die mittelalterliche Kirche auf­zeigen.
[2] Diese Heiligen waren dem be­nediktinischen Geist ver­pflichtet.
[3] Papst Leo III., nicht Papst Gregor I., setzte Karl dem Großen am Weihnachtstag 800 in Rom die Kai­serkrone auf. Damit fand die Führer­stellung Karls des Großen ihren sichtbaren Ausdruck. Er übernahm die Tradition des Römischen Reiches, betonte selbst aber den frän­kischen und christlichen Charakter seines Kaiser­tums. Diese Krönung war die Grundlage für die Verbin­dung von Kirche und Staat, aber auch für nachfolgende Probleme des Mittelal­ters.

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Sint-Pietersabdij in Steenbrugge/B
(dt.) Sankt-Petersabtei – Landkauf zum Bau einer Kirche mit Pastorat u. Kloster durch Pastor Philipp Nollet (1806–1880) aus Steen­brugge – Grün­dung der Abtei mit Benediktinern aus Dender­­monde/B 16.7.1879
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / Author: LimoWreck / CC-BY 2.5 (abgerufen 28.04.2018)

Durch den Dies orientalis [Tag der Ostkirche] im Collegium Borromaeum[1] lernte Karl Leisner Mönche des Kloster Chevetogne in Belgien kennen.
[1] Solche ostkirchlichen Tage waren damals für bischöfliche Priesterseminare von Rom vorgeschrieben. In Mün­ster entstand geradezu eine ostkirchliche Bewegung un­ter den studierenden Theologen, die sich mit der Benediktinerabtei Ger­leve in Verbin­dung setzten, wo sich P. Hieronymus Engberding OSB schon früh den ori­entali­schen Studien widmete. Er promovierte über „Das eucharisti­sche Hoch­ge­bet der Basileiosliturgie“. Dem Wunsch Papst Pius XI. ge­mäß widmeten sich viele Klöster den ostkirchlichen Studien.

Siehe auch Aktuelles vom  30. Dezember 2016 – Karl Leisner in Brügge/B.

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Chevetogne, Abtei
1923 entwickelte Dom Lambert Beauduin OSB (1873-1960), Mönch von Keizersberg/Mont-César in Löwen/B, den Plan für die Gründung eines besonders im Hin­blick auf Ruß­land der christ­li­chen Einheit dienen­den Klosters. 1925 gründete er es im Auftrag von Papst Pius XI.   in Amay-sur-Meuse. Die entste­hende Klostergemeinde erlebte eine in zwei Riten (lat. u. byzant.) nebeneinander vollzogene Liturgie. Das Anwachsen der Klosterge­meinde erfor­derte größere Räume, daher zog man 1939 nach Cheveto­gne/B um. Im Dezember 1990 wurde das dortige Kloster zur Abtei erhoben.

Münster, Sonntag, 6. Februar 1938
Heute morgen feierten wir die Göttliche Liturgie des heiligen Chrysosto­mus. Pater Michel [Schwarz OSB[1]] aus Amay-sur-Meuse war Diakon und P. Prior …….. [Dom Théodore Belpaire[2]] feierte die heilige Liturgie. – Durch Vor­träge waren wir eingeführt. – Es hat mich gepackt. Die Gebete waren alle viel „pneumatischer“ [geisterfüllter] – so eine eigene heilige Ergriffenheit liegt darin. Am tiefsten hat mich ergriffen das Singen der Wandlungsworte und die heilige Kommunion unter beiden Gestalten.[3] – Aus einigen Hymnen (zum Beispiel dem Cherubi­nischen Gesang[4]) glüht eine unge­heure Gottergriffenheit.
In der Feierstunde am Vormittag sprach P. Hieronymus Engberding OSB[5] (Gerleve) über die ostchristliche Frömmigkeit. Der gewaltige sieghafte Glau­bensschwung (an den Auferstandenen), die tiefe Gottergriffenheit, die kosmische Christuserfülltheit – wir ah­nen ein wenig von dieser unbekannten Welt und spüren das Tiefste in ihr mit unserm Tiefsten verwandt, lernen unsere Liturgie tiefer verstehen. – Am Nachmittag um 17.00 Uhr sprechen zu uns die herrlichen (deutsch vorge­tragenen) Texte und die Melodien der Lieder und Hymnen. – Es spricht zu uns P. Prior [Théodore Belpaire] in seinem köstlichen Deutsch über seinen Besuch auf dem Berge Athos. – P. Michel singt uns einzelne Texte und spricht zum Schluß über „die Lage und Aufgabe der Union“.[6] Das Tiefste sind psychologische Schwierigkeiten, unübersteigbare (mensch­lich gespro­chen) Hindernisse, die der Menschendünkel und Wahn gewor­den sind. Takt und Geduld – vor allem Gebet tut not. – Verständnis schaf­fen!
Una fides – unus Dominus – unum baptisma! Ut omnes unum sint! [Ein Glaube – ein Herr – eine Taufe! Damit alle eins sind! (vgl. Eph 4,5 u. Joh 17,11)]
Ihr, meine Brüder, ihr fernen und nahen [vgl. Eph 2,13.17], ich um­arme euch alle in der Liebe des drei-einen Got­tes.
Die griechische „Komplet“ schloß den einzigen orientalischen Tag. Dank dem Herrn! – Dank allen!

Münster, Freitag, 27. Januar 1939
Altslawische Liturgie von P. Prior [Dom Théodore Belpaire OSB] von Amay [-sur-Meuse] in der Seminarkapelle [des Priesterseminars in Mün­ster]. Abends Vortrag von Kaplan Julius Tyciak[7]: „Ostkirchliche Frömmig­keit“.[8] Sehr tief! – Sehr hohes Stimmchen! – Lichtbildervortrag vom Athos vor uns Theologen. 24.00 Uhr zu Bett.
[1] Pater Michel Schwarz OSB (* 2.5.1902 in Stripfing/A, † 3.4.1958 in Möllersdorf/A) – Eintritt bei den Benediktinern im Kloster Melk/A – Profeß 12.8.1922 – Eintritt in Amay-sur-Meuse/B 1926 – Ewige Profeß 21.3.1927 – Priesterweihe 22.10.1927
[2] Vermutlich wollte Karl Leisner später noch den Namen einsetzen.
Pater Théodore Belpaire OSB (* 10.11.1882 in Antwerpen/B, † 4.10.1968 in Ciney bei Cheve­togne/B) – Eintritt bei den Benediktinern – Priesterweihe 17.9.1906 – Profeß 14.9.1927 – Prior 1928–1950
[3] Vor der Liturgiereform wurden in der röm.-kath. Kirche die Wandlungsworte leise gesprochen und die Kommunion grundsätzlich nur in der Gestalt des Brotes ausgeteilt.
[4] Cherubi­nischer Gesang:
Die wir die Cherubim mystisch darstellen und der lebensspendenden Dreifal­tig­keit den dreimalheili­gen Hymnus singen, laßt uns alle irdische Sorge able­gen.
[5] Pater Dr. Hieronymus Engberding OSB (* 27.1.1899, † 20.5.1969) – Eintritt bei den Bene­diktinern in Gerleve – Priesterweihe 22.12.1923 – Profeß 17.5.1925 – Studium der Orien­talistik – Promotion über „das eucharisti­sche Hochgebet der Basileiosliturgie“ – Entspre­chend dem Wunsch Papst Pius XI. widmeten sich viele Klöster ostkirchlichen Studien. Daher wurde P. Hierony­mus mit vier Mit­brüdern beauf­tragt, slawische Spra­chen zu studie­ren. Das vom Papst gewünschte Unionskloster Gerleve kam nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zustande. P. Hie­ronymus über­nahm Vor­lesungen über christ­liche Ori­ent­kunde an der Westfälischen Wilhelms-Univer­sität Mün­ster.
[6] Eine ostkirchliche Union ist ein kirchenrechtlicher Akt, durch den die Gemein­schaft einer einzelnen Ostkirche mit der universalen, d. h. katholi­schen Kirche wiederhergestellt wird.
[7] Julius Tyciak (* 1.6.1903 bei Tergowisch/Târgoviste/RO, † 19.3.1973 in Ramershoven) – Priesterweihe 28.6.1927 in Köln – Seine Familie gehörte dem byzantinischen Ritus der katholischen Ukrainer an. Nach dem Tod des Vaters 1908 in Lemberg/Lwiw/UA zog die Familie nach Düsseldorf, und Julius Tyciak begann nach dem Abitur das Stu­dium der Philosophie und der Theologie in Bonn. Von 1933–1939 war er Kaplan in Königsho­ven. Er war ein Wegbereiter im Dialog mit der Orthodoxie.
[8] s. Tyciak, Julius: Östliches Christentum, Warendorf 1934, u. Der christliche Osten, Geist und Gestalt, Regensburg 1939

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Die Priesterblocks im KZ Dachau wurden das größte Kloster der Welt genannt. Zahlreiche Orden waren dort vertreten, so daß Karl Leisner auch dort Benediktiner kennenlernte.

Pater Gregor Schwake OSB kannte er schon von Kleve her.

Kleve, Donnerstag, 26. Dezember 1929
In der Unterstadtkirche war es sehr schön. – (Hier ist auf Weih­nachten zum er­sten Mal auf der neuen Orgel gespielt wor­den.[1])
[1] Die offizielle Einweihung erfolgte am 26.1.1930 mit P. Dr. Gregor Schwake OSB aus Gerleve.

Links zu P. Gregor Schwake OSB

Aktuelles vom 2. Juli 2014  – Partituren der Dachauer Messe
Aktuelles vom 4. Juli 2014
  – Die Dachauer Messe ist jetzt digitalisiert
Aktuelles vom 20. Oktober 2014  – Vermutlich sang auch Karl Leisner im KZ Dachau die Dachauer Messe mit
Aktuelles vom 20. August 2015  – „Dachauer Messe“ in St. Aldegundis in Emmerich erinnert an Karl Leisner

Pater Dr. phil. Franz Salesius (Johann Sigmund) Heß OSB, genannt Sales, (* 1.5.1899 in Sassanfahrt/Erzbi­stum Bamberg, † 21.3.1989 in Münsterschwarzach) – Eintritt bei den Be­ne­di­ktinern in Münsterschwarzach – Profeß 3.10.1920 in Münsterschwarzach – Priester­weihe 19.3.1925 in Würzburg – Er kam wegen Benachrichtigung über Klosteraufhebungen am 12.9.1941 ins KZ Dachau, dort war er Capo des Foto­kom­man­dos und fotografierte Karl Leisner am 15.12.1944 in der Lagerkapelle. Am 28.3.1945 wurde er entlassen. Im Selig­sprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.

P. Sales Heß OSB:
Ich hatte die Aufgabe, botanische Versuche und Pflanzenversuche auf der Plantage zu fotografieren. Dazu hatte ich zwei Fotoapparate eine Exakta und eine Leica. Ich habe mit einem dieser Apparate kurz vor dem Tag der Prie­sterweihe, dem dritten Adventssonntag 1944, in der Ka­pelle des Lagers KZ mehrere Aufnahmen von Karl Leisner gemacht.[1]
[1] Seligsprechungsprozeß: 1851f.

Siehe Aktuelles vom 15. Dezember 2014 – Geschichte der Fotos vom 15. Dezember 1944 im KZ Dachau

Pater Martin (Arnold) Schiffer OSB (* 30.9.1908 in Büttgenbach, † 15.7.2005) – Eintritt bei den Benediktinern in St. Matthias in Trier – Profeß 29.6.1928 – Priesterweihe 1.4.1933 – Kaplansstelle in Güls nach der Vertreibung der Mönche aus dem Kloster – Er kam wegen Einmischung in Eheange­legen­heiten am 10.7.1942 ins KZ Da­chau, hat an Karl Leisners Priesterweihe teilge­nommen und wurde am 10.4.1945 entlassen. Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.

P. Martin Schiffer OSB:
Ich habe Karl Leisner im KL Dachau kennengelernt, wo ich am 10.7.1942 eingeliefert wurde. KL [Karl Leisner] lag damals schon im Kran­kenrevier und konnte nur gelegentlich zu uns in den Priesterblock 26 kommen.[1]
[1]  Seligsprechungsprozeß: 1040

P. Martin Schiffer OSB:
Wohl freute ich mich, wenn er bei der Begrüßung [im KZ Dachau] erwähnte, wieviel ihm die Benediktiner von Gerleve gegeben hätten. Da­mit meinte er offenbar seine Exerzitien, die er als Sechzehnjähriger in Gerleve ge­macht hatte und die ihm eine tiefe, bewußte Begegnung mit Chri­stus vermit­telt hat­ten. [1]
[1] Seligsprechungsprozeß: 1041

P. Martin Schiffer OSB:
Vor allem bei der Priesterweihe, die ja stun­den­lang [von 8.15 Uhr bis 10.00 Uhr] dauerte, brachte er sich in große Ge­fahr. Wir alle haben gezittert, ob es wohl gut ge­hen würde. Noch heute ist es mir unbe­greiflich, dass die SS nichts gemerkt hat. Ähn­lich war es dann ja bei seiner Primiz­messe.[2]
[2] Seligsprechungsprozeß: 1046

P. Martin Schiffer OSB:
Es gehörte schon erheblicher Starkmut dazu, daß KL es mit seinem Zipfel Lun­ge, der noch funktionierte, wagte, das alles auf sich zu neh­men. Ich erin­nere mich, daß bei seiner Priester­weihe die Fenster in seiner Nähe geöffnet sein mußten und wir einen gewissen Abstand von ihm zu halten hatten, damit er überhaupt Luft bekam.[1]
[1] Seligsprechungsprozeß: 1046

P. Martin Schiffer OSB am Freitag, 22. Dezember 1944, an Karl Leisner ins Revier:+ Pax! [Friede]                                          Quatemberfreitag 1944
Grüß Gott, lieber Karl!
Herzliche Glückwünsche zum Tag der heiligen Weihe auch von mir. Fasse es bitte nicht als Zudringlichkeit auf, wenn ich Dir auf diese Weise persönlich gratuliere. Als ich um Weihnachten 1942 auf Block 3 im Revier lag und ich sehr viel Hunger hatte, ließest Du mir ein Stück Brot zu­kom­men. Noch weiß ich immer nicht, wie Du damals von mir erfahren hast. Aber Dein Schenken in der Not tat mir so wohl, daß ich es nie ver­gessen habe.
Um so mehr freut es mich, daß der Herr es auch nicht vergessen hat und es nun auf so gnadenvolle Weise auch bei Dir Advent werden ließ. Bitte, schenke uns Χρς [Christus], wie es Maria im heutigen Evangelium [Lk 1,39–47] getan – im heiligen Opfer und hingebender Liebe. Als Prie­ster ist man ja in besonderer Weise victima [Opfer] und darum auch, wie St. Ambrosius sagt: „Victor quia victima“ [Sieger weil Opfer].[1]
An Deinem Weihetag habe ich Opfer und Communio dem Herrn für Dich geschenkt.
Ich küsse Deine geweihten Hände und wünsche Dir ein innig frohes Weihnachtsfest und einen seligen Primiztag.
Dein P. Martinus Schiffer [OSB, Block] 26/2
[1] Von Ambrosius hat Augustinus diesen Gedanken übernommen.
Augustinus:
Wie hast Du uns geliebt, guter Vater, „der Du Deines eingeborenen Sohnes nicht geschont“, […] er [Jesus], in Deinen Augen für uns der Sieger und das Opfer, und deshalb Sieger, weil Opfer, in Deinen Augen für uns der Priester und die Opfergabe, und deshalb Priester, weil Opfergabe (Augustinus 1987, X 43: 597).
Hermann Scheipers aus Ochtrup an Hans-Karl Seeger:
„Victor quia victima“, so steht es auf meinem Primizkelch. Er – nämlich Chri­stus – wurde Sieger, weil er sich opferte. „Victores quia victimae“ – Sie [die KZler] wurden Sieger, weil sie geopfert wurden. So steht es in der Gaskam­mer des Schlosses Hartheim auf der Gedenktafel für unsere dort ermordeten Mitbrüder. Denn Hingabe in der Freiheit selbstloser Liebe – das ist Fülle des Lebens – „Geheimnis des Glaubens – im Tod ist das Leben“.
Bischof Hippolyte Simon am Sonntag Gaudete, dem 19.12.2004, in der Pfarr­kir­che Heilig Kreuz in Dachau-Ost im großen Festgottesdienst anläßlich des 60. Weihetages der Priesterweihe von Karl Leisner:
Diese Weihe zeigt uns die tiefe Be­deutung all des­sen, was inmitten der Kon­zentrationslager gelebt wurde. Sie birgt alle Gesten von Mensch­lichkeit und Brü­der­lichkeit in sich, welche die Op­fer zu Siegern macht (Rundbrief des IKLK Nr. 51 – August 2005: 60. Jahrestag der Priesterweihe Karl Leisners: 23).
P. Martin Schiffer OSB erinnerte Karl Leisner an Trier, das ihm von der Jugendbewegung sehr vertraut war.

Siehe Aktuelles vom 9. Mai 2014 – „Wer Rom liebt, muß nach Trier fahren!“

Die Choralschola im KZ Dachau, in der Karl Leisner mitsang, leitete anfänglich P. Albrecht Wagner[1].
[1] Pater Dr. phil. Albrecht (Friedrich) Wagner OSB (* 19.2.1909 in Aitrang, † 11.10.1987 in St. Ottilien) – Eintritt bei den Benediktinern in St. Ottilien – Noviziat 1929 in St. Otti­lien – Profeß 17.5.1930 – Priesterweihe 14.7.1935 in Einsiedeln/CH – Er kam am 5.7.1941 ins KZ Dachau und wurde am 22.12.1941 entlassen.

Pater Maurus (Jakob) Münch OSB (* 19.11.1900 in An­der­nach, † 16.5.1974 in Trier) – Eintritt bei den Benediktinern in St. Matthias in Trier 1922 – Profeß 25.1.1924 – Prie­ster­weihe 8.8.1926 in Trier – Er kam wegen Kontakten zu französischen Kriegsge­fangenen am 10.10.1941 ins KZ Dachau und wurde am 29.3.1945 ent­lassen. Später war er Sub­prior der Abtei St. Mat­thias in Trier.

 

P. Makarius Spitzig OSB[1]
[1] Pater Makarius (Gustav) Spitzig OSB (* 19.1.1887 in Würz­burg, † an den Folgen seiner im KZ erlitte­nen Malariaversu­che 7.1.1957 in Linz/A) – Eintritt bei den Benediktinern von St. Otti­lien – Priesterweihe 25.7.1921 in Mün­chen – Chor­oblate der Trap­pisten (OCSO) von Stift Engels­zell/A 1.9.1931 – Der ge­lernte Kunst­tischler kam wegen Verdachtes auf „Geld­verschiebung“ am 3.2.1941 ins KZ Dachau und wurde auf dem Evakuie­rungs­marsch vom 26.4.1945 befreit, kehrte aber nicht nach Engels­zell zurück, sondern war La­gerseel­sor­ger im Bi­stum Würzburg.

Im KZ Dachau schnitzte er den Bischofsstab.
P. Wilhelm Poieß SAC:
Pater Sp. [Makarius Spit­zig], ein Benedikti­ner, entwarf und schnitzte [in der Tischlerei] einen Bischofs­stab aus Birnbaumholz, das er wie­de­rum im Wirt­schaftsbetrieb organi­sierte, und so ausgestattet hielt der Bischof [Gabriel Piguet] dann am Weihnachtstag [1944] das Pontifi­kalamt. Noch größer war die Freude am folgen­den Tag, da hatten wir sogar eine Primiz in Da­chau (Poieß, Wilhelm: Gefangener der Gestapo, Limburg 1948: 111).
Der Bischofsstab trägt die Inschrift „Victor in vinculis“.

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Münsterschwarzach
Gründung als Frauenkloster durch Fastrada, die dritte Gattin Karls des Großen, an der Mündung der Schwarzach in den Main 780 – Bau der Klosterkirche 788 – Auflösung im Zuge der Säkularisation 1803 – Erwerb der Überreste des alten Klosters samt entsprechendem Grundbesitz von 130 ha von den Missionsbenediktinern von St. Ottilien 1913 – heute Abtei Münsterschwarzach
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / Author: Monanadowitsch / CC-BY 3.0 (abgerufen 03.05.2018)

Ein Schwager von Karl Leisner, Bruder Ignatius Sauer[1], war Benediktiner.
[1] Br. Ignatius (Wilhelm) OSB Sauer (* 10.9.1915 in Lüsfeld, † 1.9.2010 in Mün­ster­schwar­zach) – Benediktiner in Mün­ster­schwar­zach – Profeß 13.6.1935

 

 

 

Siehe Aktuelles vom 13. Oktober 2016 1200 Jahre Benediktinerabtei Münsterschwarzach.

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Während seiner Krankheit 1936 hatte Karl Leisner in Kleve Besuch von P. Eucharius Zenzen OSB[1].
[1] Pater Eucharius Zenzen OSB (* 17.10.1903 in Andernach, † 16.4.1963 in Dinklage) – Ein­­tritt bei den Benediktinern als einer der ersten in der wiederbesiedelten Abtei St. Matthias in Trier um Aufnahme bittenden Novizen – Profeß 15.8.1926 – Priesterweihe 21.9.1929 – Nachfolger von P. Heinrich Horstmann SJ in Düsseldorf 1936 – später Aufgabe der Arbeit im Jugend­haus Düsseldorf wegen steter Behinderung durch das NS-Regime – Wahl zum Abt von St. Matthias in Trier 5.8.1961

Karl Leisner aus Kleve am Montag, 19. Oktober 1936, an Heinrich Roth in Münster:
Vor drei Wochen war ich in Düs­seldorf, um von P. Ho. [Heinrich Horstmann SJ] Abschied zu nehmen, vor allem aber, um mit P. Eucharius [Zenzen OSB] die Jungschararbeit für die Zukunft in unserer Diözese zu besprechen.

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Bei mehren Gelegenheiten lernte Karl Leisner P. Philipp Oppenheim OSB[1] kennen.
[1] Pater Dr. theol. Philipp (Emil) Oppenheim OSB (* 1.7.1899 in Olpe, † bei einem Fahr­radunfall 8.8.1949) – Eintritt bei den Benediktinern in Gerleve – Profeß 19.3.1921 – Priester­weihe 6.8.1924 – Professor für Liturgie am Benediktinerkolleg Sant’An­selmo in Rom März 1929 – Berufung an die Päpstliche Lateran-Universität in Rom 1945 – Beru­fung an die Univer­sität der Propaganda Fide in Rom 1946 – zahlreiche Veröffentlichungen – Bei der Romfahrt 1936 hat er Karl Leisner und dessen Kameraden in den Katakomben geführt.

Karl Leisner aus Freiburg/Br. am Donnerstag, 10. Dezember 1936, an Walter Vinnenberg in Münster:
Hat Josef Köckemann, der leider in diesem Seme­ster in Münster bleiben mußte aus äußeren Gründen, Dir schon das Bild von P. Philipp Oppenheim [OSB] gegeben? Hoffentlich wohl.

Dahlen, Freitag, 30. April 1937
Gestern der Brief von da­heim mit dem von P. Phil. [Philipp] Oppenheim dazu, war wundervoll.

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Münster, Mittwoch, 15. Februar 1939
15.30 bis 18.30 Uhr Studium. Vonier[1] (Abt von der Abtei Buckfast [OSB] – Eng­land) „Das Geheimnis des eucharistischen Opfers“[2] bringt mir viel Licht bezüg­lich meines eucharistischen Glaubens und Lebens. Es schafft Klarheit und Tiefe des Glaubens.
[1] Pater Ansgar (engl. Anscar) Martin Vonier OSB (* 11.11.1875 in Ringschnait, † 26.12.1938 in Buck­fast/GB) – Priesterweihe 1898 – Abt von Buckfast 1906
[2] Vonier, Ansgar Martin: Das Geheimnis des Eucharistischen Opfers, Berlin 1929

Quelle der nicht ausgewiesenen Fotos: Karl Leisner-Archiv