Karl Leisner und Francesco Petrarca

PetrarcaFrancesco Petrarca (* 20.7.1304 in Arezzo/I, † 18.7.1374 in Arquà Petrarca/I) – Dichter

In der Tagespost vom 22. März 2016 schrieb Ulrich Nersinger unter der Überschrift „Francesco Petrarca und das Heilige Jahr 1350 – Dem gefeierten ‚Poeta laureatus’ ist die Ausrufung des zweiten Jubiläumsjahres-entscheidend mitzuverdanken“ einen Artikel über den „gläubigen Poeten“.

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Laut Ulrich Nersinger warb der Dichter „unermüdlich für die Teilnahme am Heiligen Jahr“. Petrarcas Familie lebte lange Zeit in Frankreich im Umfeld der damaligen Papststadt Avignon. Dort stand Francesco Petrarca nach dem Tod seines mit Dante Alighieri befreundeten Vaters (1326) unter anderem im Dienst der Kardinäle. Der Dichter ließ sich besonders durch das Leben und die Schriften des Kirchenvaters Augustinus inspirieren. Sein Hauptwerk, der Gedichtzyklus „Canzoniere“, umfaßt 366 Gedichte, darunter 317 Sonette. 1341 wurde Francesco Petrarca auf dem Kapitol in Rom zum lorbeerbekränzten Dichter, „poeta laureatus“, gekrönt.

Karl Leisner hat Dante Alighieri gelesen, vermutlich auch Francesco Petrarca, obwohl er diesen nicht namentlich in seinem Tagebuch erwähnt. Bereits als Schüler beschäftigte er sich mit der italienischen Sprache. Später bediente er sich ihrer vor allem bei seinen Tagebucheinträgen im Arbeitsdienst, wenn es um seine Liebe zu Elisabeth Ruby ging, in die er sich während seiner Außensemester in Freiburg im Januar 1937 verliebt hatte. Seine Sehnsucht äußert sich unter anderem in folgenden sprachlichen Variationen:
„gr. des.“ von grande desiderium (lat.), grande desiderio (ital.), grand désir (frz.) = große Sehn­sucht – Gelegentlich schrieb er auch statt „gr. des.“ „Ogrdes!“ = Oh, große Sehnsucht.
Dante Alighieri verwendet in der „Divina Comme­dia“ sehr häufig die Formulierung „gran desio“. Francesco Petrarca hat an der Quelle der Sorgue in dem unweit von Avignon gelegenen Dorf Fontaine-de-Vaucluse zahlreiche Sonette für seine unerreichbare Geliebte Laura, eine verheiratete adelige Dame, gedichtet. Auch er äußert darin seine starke Sehnsucht immer wieder mit den Worten „gran desio“.

Prof. Dr. Manfred Lentzen vom Romanischen Seminar an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster am 20. Mai 1998 an Hans-Karl Seeger:
Die italienischen Passagen sind in aller Regel so unbestimmt, dass sie sich nicht als wörtliche Zitate identifizieren lassen; vielmehr handelt es sich um die Wiederholung des sich in der Lyrik selbst, z. B. bei Dante und Petrarca, bereits häufig wiederholenden Voka­bu­lars. Offenbar liegt eher eine diffuse Erinnerung an Gelesenes, ver­mischt mit persönlichen Erlebnissen und Sehnsüchten vor, wie es ja auch der Situation, in der das Tagebuch verfaßt wurde, wohl am ehesten ent­spricht.

Auswahl von Tagebucheinträgen

Kleve, Donnerstag, 1. April 1937
Beim Ab­schied von Kleve: Je voudrais lacrimer [pleurer]! [Ich möch­te weinen!] O my El.! O gr. des.! [grande desiderium – O meine Elisa­beth Ruby! O große Sehn­sucht!]

Dortmund, Freitag, 2. April 1937
Dortmund in Westfalen, am Freitag, den 2. April 1937 (Herz-Jesu-Freitag). 8.00 Uhr heilige Messe c. C. [cum communione (lat.) = mit Kommunionempfang] – und will mir schier das Herz springen! Auch gr. des.! [grande desiderium – große Sehnsucht!]

Dahlen, Freitag, 9. April 1937
Ich träume auch schon mal vom schönen Freiburg/Br. und von dem Schönsten, was mein Herze birgt. Oh, che è un gr. des! [grande desiderio!] Oh, il mio cuor’! [Oh, was ist es für eine große Sehn­sucht! Oh, mein Herz!] – Sehnsucht.

Dahlen, Samstag, 10. April 1937
Feiner Mond­abend. Eine schmale Sichel, keusch und silberhell. – Oh gr. des. [grande desiderium – große Sehnsucht]. Eine Woche ist vollbracht, Gott sei Dank. Und doch gefällt mir der Betrieb nicht schlecht, das muß ich schon sagen. – Hoffentlich werd’ ich nicht Mas­senmensch dabei und Nummer, dann ist’s recht!

Siehe auch Aktuelles vom 19. April 2016

Erinnerung an den Dichter Francesco Petrarca in Fontaine-de-Vaucluse

Quelle der Sorgue

Quelle der Sorgue

Gedenktafeln auf dem Weg zur Quelle

Gedenktafeln am Weg zur Quelle

Wohnhaus von Francesco Petrarca, heute Museum

Wohnhaus von Francesco Petrarca, heute Museum

Petrarca-Säule auf dem Dorfplatz

Petrarca-Säule auf dem Dorfplatz

Ansicht 1827

Ansicht 1827

nicht ausgewiesene Fotos Gabriele Latzel