Karl Leisner und Thomas von Aquin

ThomasvonAquin ThomasvonAquinTOPOSDie Tagespost brachte am 17. Oktober 2015 und am 12. April 2016 jeweils einen sowohl inhaltlich als auch sprachlich völlig identischen Artikel von Barbara Stühlmeyer. 2015 mit der Überschrift „Glauben, wissen und schauen – Josef Pieper neu gelesen: Über die zeitlose Aktualität des Kirchenlehrers Thomas von Aquin“ und 2016 mit dem Titel „Glauben, wissen, schauen –Wie Josef Pieper die zeitlose Aktualität des heiligen Thomas von Aquin auf den Punkt brachte“. Barbara Stühlmeyer bezeichnet Thomas von Aquin als einen Menschen, der „auf die Herausforderungen seiner Zeit“ antwortet und verweist am Ende des Artikels auf das Buch von Josef Pieper: Thomas von Aquin – Leben und Werk. Topos Verlag, Kevelaer 2014, bzw. 2015.[1]
[1]
Das Buch wurde 1958 erstmals veröffentlicht.
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Link zu einem Leserbrief zum Artikel

Thomas von Aquin (* um 1225 auf Schloß Roccasecca bei Aquino/I, † 1274 in Fossa­nova/I) – Domini­kaner – bedeutender Theologe u. Philosoph des Hoch­mittelalters – Heilig­sprechung 1323 – Gedenktag 28.1.

Karl Leisner hörte über Thomas von Aquin in den Vorlesungen von Professor Peter Wust[1] und in einem Vortrag von Dr. Josef Pieper[2].

[1] Prof. Dr. phil. Peter Wust (* 28.8.1884 in Rissenthal/Saarland, † an Gaumenkrebs 3.4.1940 in Münster) – Philo­sophieprofessor an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 1930–1940 – Er vertrat eine christliche Philosophie unter Einbeziehung augustinisch-fran­ziskanischer Ge­dan­ken.
[2] Prof. Dr. phil. Dr. h. c. mult. Josef Pieper (* 4.5.1904 in Elte, † 6.11.1997 in Münster) – Studium der Philosophie, Rechtswissenschaft u. Soziologie an den Uni­versitäten Berlin u. Münster – Soziologe u. freier Schriftsteller – Professor an der Pädagogischen Hoch­schule in Essen 1946–1972 – Professor für philosophische Anthropologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 1950–1972 – Nach seiner Emeritierung hielt er bis 1996 Vor­lesungen.

Einträge im Tagebuch und in der „Bücherlese“

Aus der Vorlesung vermutlich von Mittwoch, 16. Mai 1934
Peter Wust: Noetik und Logik [Universitätsmitschrift Nr. 3, 10–12, hier 12]
PS aus dem Kolleg:
→ Gegensatz
Platon[1]
: Aristoteles[2]
Augustin[3] : Thomas
Bei diesen ganz Großen jedoch ist nur eine Seite besonders betont, während die andere Art bei ihnen jedoch nie ganz fehlt!

[1] Platon (* ? 427 in Athen, † 347 v. Chr. G. ebd.) – griechischer Philosoph – Begründer der Platonischen Akademie – Schüler des Sokrates – vielseitige Begabungen als Denker, Schrift­steller u. Wissenschaftsorganisator – eine der bekanntesten u. einflußreichsten Per­sön­lichkeiten der Geistes­geschichte
[2] Aristoteles (* 384 in Stageira/GR, † 322/321 v. Chr. G. in Chalkis/GR) – Phi­lo­soph – Be­gründer
des Aristotelismus
[3] Bischof Aurelius Augustinus von Hippo (* 13.11.354 in Thagaste/Souk Ahras/DZ, † 28.8.430 in Hippo Regius/Annaba/DZ) – Bischof von Hippo Regius 395 – Beken­ner, Großer Kirchenvater u. bedeu­tendster lateinischer Kirchenvater – Gedenktag 28.8.

Aus der Vorlesung von Mittwoch, 27. Juni 1934
Peter Wust: Noetik und Logik [Universitätsmitschrift Nr. 3, 43–45, hier 44]
Der partielle Zweifel bezieht sich nur auf Einzelsachverhalte, der totale Zweifel dagegen stellt den ganzen Bereich der Wahrheit in Frage. Der rela­tive oder methodische Zweifel ist nur eine vorläufige Urteilsenthaltung, die im Dienste der Wahrheitssuche steht. Historisch bedeutsam wird der metho­dische Zweifel seit Descartes[1]. Er hat jedoch seine Vorläufer in der aporetischen Methode des Aristoteles, in der sic-et-non-Methode Abaelard’s[2] und in der Verfahrensweise des heiligen Thomas beim Aufbau seiner Quaestionen, der absolute oder radikale Zweifel ist dem totalen Zweifel verwandt, oder er ist im Grunde mit ihm identisch.

[1] René Descartes (* 31.3.1596 La Haye en Touraine/Descartes/Indre-et-Loire/F, † 11.2.1650 in Stockholm) – französischer Philo­soph u. Mathematiker
[2] Pierre (Petrus) Abaelard (* 1079 in Le Pallet/Loire-Atlantique/F), † 21.4.1142 in Saint-Marcel/Saône-et-Loire/F) – Philosoph u. Theologe der Frühscholastik

Dienstag, 12. Februar 1935
Aus der Vorlesung von Peter Wust: Psychologie II [Universitätsmitschrift 5, 73–75]
Diktat:
75. Für Augustin ist der metaphysische Seelengrund der „memoria“ die Basis für die gesamte Fülle und Vielfalt der Einzelkräfte der Person. In ihr wurzeln sowohl die theoretischen wie die voluntativen und emotionalen Kräfte der Seele. Sie ist auch der Grund für das Zeiterlebnis der Person und die damit zusammenhängende Geschichtlichkeit. Demnach ist die „memoria“ der alles subjektive Leben des wachen Geistes bergende und behütende Lebensgrund. Als bergender Lebensgrund ist sie die unversiegbare Quelle des sich immer wieder verjüngenden personalen Lebens. Als behütender Lebensgrund ist sie die Aufnahmestätte alles dessen, was die Person in ihrer Wachheitszone an Seinskraft gewinnt: In ihr sind die erworbenen Seins-Habitus eingegründet. Letzten Endes aber ist sie deshalb der Punkt der inner­sten Einheit und Gesammeltheit des personalen Seins, ihr konstitutives, metaphysisches Ganzheitsprinzip, in dem alle Seinszerstreuung des sinnlich-geistigen Wachbewußtseins seine letzte Grenze findet. Von alle dem her ist es jetzt auch verständlich, warum Augustin im Gegensatz etwa zu Thomas die geistige Innenschau und den Rückzug in das Innen­zentrum des Selbst bei der metaphysischen Betrachtung des Erkenntnispro­blems mehr betont als die Außenwelterkenntnis. Augustin unterschätzt kei­neswegs die Bedeutung der Außenwelterkenntnis, aber das Beisich­selbst­sein des Geistes erhält für ihn bei allem Erkennen einen ganz anderen Wert als bei Thomas.
PS Gewisse Erstarrung der Kirche im Mittelalter mit dem Sieg des Aristote­lismus! – Theologie und Philosophie werden in dieser Zeit erneuert durch den Augustinismus (Richtung Guardini[1]: Tiefe, Leben).

[1] Romano Guardini (* 17.2.1885 in Verona/I, † 1.10.1968 in München) – katholischer Reli­gionsphilosoph u. Theologe – Priesterweihe 28.5.1910 in Mainz – Er hat bis heute eine starke Aus­strahlung durch sein Wirken in Wort und Schrift. Sein Anliegen war die wech­selseitige Erhellung von Glaube und Welt im Dienst der Wahrheit und der Daseinsdeu­tung. Die Jugendbewegung und damit die Liturgische Bewegung sind ohne ihn nicht denkbar. 1920 übernahm er die geistige Führung des Quickborn und hielt 1930 auf Burg Rothenfels zum ersten Mal die Geistlichen Übungen, die 1931 und 1932 wiederholt wur­den. Sie dauer­ten drei Tage, begannen am Vorabend des ersten Tages und endeten am vierten Tag mor­gens.

Donnerstag, 21. November 1935
Inzwischen vertiefe ich mich heut’ morgen in Guardini „Vom Leben des Glaubens“[1] – und versuche das Thomasstudium zu versuchen. Deus [Do­mine], adju­tor meus et redemptor meus, miserere nobis [O Gott (Herr), mein Hort bist Du und mein Erlöser (Ps 18/19,15), erbarme Dich unser!]

[1] Guardini, Romano: Vom Leben des Glaubens, Mainz 1935

Aus der Literaturliste der Wissenschaftlichen Arbeit:
Romano Guardini, „Vom Leben des Glaubens“, Mainz 1935.

Mittwoch, 27. November 1935
Aufs Neue packt mich die Freude an allem, wie in den Glanztagen der herrlichen Exerzitien [30.10. bis 2.11.1935 bei P. Friedrich Kronseder SJ[1]]. Ich fasse tiefer des heiligen Thomas’ Wort „Gratia supponit naturam“ [2]. – Die Natur in ihrer ganzen Kraft und Glut und Leidenschaft und Hingerissenheit, in ihrer ganzen geschöpf­lichen Urkraft – hellauf wache ich – Gott ruft all meine Kräfte wach – wach – wach sein, hellhörig! Scharfsinnig, mutig – klar, auf, auf!!
Ich spanne die Muskeln, ich atme tief, ich richte mich grad: Mensch, du, ha, wach auf: was steckt in dir, hol’ alles raus, erziehe dich, veredle dich – auf­gebrochen!!
Heijo, he heijo! Ahoi!
Jubelnd stürze ich mich ins volle Leben, [cum] Deo trino Duce et Impera­tore [mit dem Dreifaltigen Gott, meinem Führer und Herrscher]!!

[1] Pater Friedrich Kronseder SJ (* 4.7.1879 in München, † 16.8.1957 im Priesterhospiz in Neuburg a. d. Donau) – Priesterweihe 29.6.1904 – Eintritt in die Gesell­schaft Jesu 19.4.1909 – Letzte Gelübde 2.2.1925
[2] gratia praesupponit natu­ram, elevat et perfecit (lat.) = Die Gnade setzt die Natur vor­aus, er­hebt und vollendet sie. Bonaventura formulierte diesen Gedanken, und Thomas von Aquin entwickelte ihn weiter.

Bücherlese vom 16. Dezember 1935
„Religio proprie importat ordinem ad Deum.“ [Religion bringt eine Hinord­nung auf Gott mit sich] (Thomas S. Th. [Summa Theologiae, Quae­stio] IIII qu 81,91)

Sonntag, 29. Dezember 1935, Weihnachtssonntag
Dann nach Paesmühle, wo ich – als Landstreicher „unseres Herrgotts“ angefahren – ein Essen umsonst er­halte. – Im Busch gestreift – dann zum nächstbesten Café (Baumann?), dort bis abends 17.45 Uhr gesessen bei einer Tasse Kaffee und Gebäck und Tho­mas und Augustin studiert. (S. Th. Qu. [Summa Theologiae, Quae­stio] I,3–8/10)

Bücherlese vom 20. Januar 1936
Gratia supponit naturam. (Thomas)

Aus der Summa Theologiae des heiligen Thomas.[1]
„Virtuosa est mensura et regula humanorum actuum.“
(Aristoteles in 10 Eth cap 5 [10 Nikomachische Ethik Kapitel 5]) [Ein tugendhafter Mensch ist Maß und Regel menschlicher Taten.][2]

[1] Randbemerkung von Karl Leisner zum folgenden Text
[2] Zitat bei Thomas von Aquin. In: Summa Theologiae, Prima Pars, Quaestio I, Articu­lus 6, wo dieser Aristoteles zitiert.

Montag, 10. Februar 1936
Am Montag Fleißprüfung bei Professor Michael Schmaus. Fein. Das macht Freud’. Demütiger werden! – Gelesen aus Sertillanges „Thomas von Aquin“.[1]

[1] Sertillanges, Antonin-Gilbert: Saint Thomas d’Aquin. 2 Bde., Paris 1910
deutsch: Der heilige Thomas von Aquin, Hellerau 1928

Peter Wust aus Münster am 17. Februar 1936 an Karl Pfleger[1] in Bilwisheim:
In der Nachmittagsvorlesung ist übermorgen, also Mittwoch nachmittag, die fünfte Stunde über den hl. Thomas und damit also auch in der Mittel­altervorlesung das Ende erreicht. Mit den fünf Gottesbeweisen, den „quinque viae ad Deum“ (fünf Wegen zu Gott[2]), schließe ich Mittwoch nachmittag 4–5 ab; muß ich abschließen, weil eben zeitlich für mich das Ende dieser Vorlesung erreicht ist, obwohl inhaltlich bis zu Eckehart[3] hin noch vieles zu erledigen wäre.[4]

[1] Prälat Dr. theol. Karl Pfleger (* 6.10.1883 in Dachstein/Elsaß/Bas-Rhin/F, † 7.4.1975 in Beblen­heim/Elsaß/Haut-Rhin/F) – Priester­weihe 1908 – Schriftsteller
[2] Thomas von Aquin selbst stellt keine neuen Gottesbeweise auf. Er faßt diese in der Summa Theologiae in seinen berühmten fünf Wegen zu Gott „quinque viae ad Deum“ zusammen. Die fünf Beweisgänge sind folgende: Bewegung, Ursache-Wirkung, Zufälle und Kontingenz, Graduelle Differenz – Vollkommenheit – Maximum, Zweckmäßigkeit.
[3] Meister Eckehart (* um 1260 in Hochheim od. in Tambach, † 1327/1328 in Avi­gnon/Vaucluse/F) – einer der bedeutendsten Theologen u. Mystiker des christlichen Mittelalters
[4] Pfleger, Karl: Dialog mit Peter Wust, Heidelberg 1949, 21953: 124f.

Kleve, Donnerstag, 30. Dezember 1937
Gelesen in Professor Dr. Martin Grabmann „Die Idee des Lebens in der Theologie des heiligen Thomas von Aquin.“[1] Sehr fein! So etwas für die Wis­senschaftliche Arbeit meditiert.

[1] Grabmann, Martin: Die Idee des Lebens in der Theologie des heiligen Thomas von Aquin, Paderborn 1922

Aus der Literaturliste der Wissenschaftlichen Arbeit:
Martin Grabmann, „Die Idee des Lebens in der Theolo­gie des hl. Thomas“, Pader­born 1922.

Donnerstag, 20. Januar 1938
Heute angefangen mit der Dogmatik. Tief erschüttert hat mich der § 31 über den Atheismus in Schmaus’ Dogmatik[1], was er dort über die vier Punkte der „praktischen“ Gottesleugnung des Willens und Herzens sagt.
[…]
3.
Trägheit des Herzens, der wohl gefährlichsten, weil unmerklichsten Be­drohung des Gottesglaubens.[2]
Sie ist ein Mangel an Hochgemutheit und Freude an Gott. Sie will sich das Große nicht zumuten. Sie ist eine Art von Angst und Schwindelgefühl, das den Menschen befällt, wenn er der Größe Gottes inne wird, mit dem er in Verbin­dung treten soll. Er möchte lieber weniger groß sein, um der Ver­pflichtung der Größe zu entgehen. Er flieht vor Gott. […] – Er möchte in Ruhe gelassen sein. Kierke­gaard[3] nennt das die Verzweiflung der Schwach­heit. Die Tochter dieser Flucht vor Gott ist die schweifende Unruhe des Gei­stes, die sich kundgibt im Wortreichtum des Geredes, als Unersätt­lichkeit der Neugier, als ehr­furchtslose Unbändigkeit, „sich aus der Burg des Geistes heraus in das Vielerlei zu ergießen“, als innere Rastlosigkeit als Unstetheit des Ortes und des Entschlusses. [Thomas von Aquin]
Ich war tief erschüttert über mich selbst und über unsere Zeit, als ich das las und überdachte.
[1] Schmaus, Michael: Katholische Dogmatik I, Einleitung – Gott der Eine und Dreiei­nige, München 1938
Erster Hauptteil, Erster Abschnitt, Zweites Kapitel, § 31 Der Atheismus, S. 68–73
[2] Die unterstrichenen Texte sind wörtliche Zitate aus der Dogmatik von Michael Schmaus.
[3] Søren Aabye Kierkegaard (* 5.5.1813 in Kopenhagen, † 11.11.1855 ebd.) – Theologe, Philosoph u. Schriftsteller

Dienstag, 22. Februar 1938
Heri audivi referatum [orationem] Dr. Josephi Pieper „De vita et Si Thomae Aquina­tis [de Sancto Thoma Aquinas]“. Vita divi Thomae agitur in tempestatibus commotio­nis et rebellionis. Proe­lium – bellum – inquietas! – Atta­men ista tranquilli­tas, claritas, (Blankheit) spiritus eius. – Nun­quam inquietus fieri potest. Erat fortitudo, men­sura, disciplina in persona. Oboe­diens essentiae atque divini ordi­nis [divino ordini] erat in omnibus situationibus [condicionibus] vitae suae. Erat pau­per, sed habe­bat conspectum pro latitudine vi­tae et viventium: Vi­debat enim in omnibus provi­dentiam divinam. – Magnanimitas et humilitas in unum [uno]! – Cupiditas et passio eius erat servire veritati: Persona pro­pria [Personam pro­priam] retrahit veritate iste servus humilimus veritatis. Itaque: prin­ceps spiritus. – Habebat perfectam castitatem animae corporisque. Castitas perficit claritatem spiri­tus sui. Quare Doctor angelicus nomi­natus est.
O Doctor magne, O Opifex caele­stis, ora pro me ante Thronum di­vi­nae sa­pientiae!
O Praeceptor rerum omnium, ora pro me ad pedes Aeterni Magistri!

Übersetzung:
Gestern hörte ich einen Vortrag von Dr. Josef Pieper „Über das Leben und über den heiligen Thomas von Aquin“. Das Leben des göttlichen Tho­mas fällt in eine Zeit von Aufre­gung und Rebellion. Kampf – Krieg – Unruhe! – Doch solche Ruhe, Klar­heit seines Geistes. – Niemals konnte man ihn aus der Ruhe bringen. Er war die Tap­ferkeit, das Maß, die Dis­ziplin in Person. Er war dem Wesent­lichen und der göttlichen Ord­nung in allen Situationen seines Lebens gehorsam. Er war arm, aber er hatte den Blick für die Weite des Lebens und Lebendigen: Er sah näm­lich in allem göttliche Vorse­hung. – Hoch­herzigkeit und Demut in einem! – Seine Begierde und Leidenschaft war es, der Wahrheit zu dienen: Seine eigene Person nahm er zu­rück durch die Wahrheit, dieser niedrigste Sklave der Wahrheit. Daher: Fürst des Geistes. Er hatte die vollkommene Keuschheit der Seele und des Kör­pers. Die Keusch­heit vollendet die Klarheit seines Geistes. Deshalb wurde er engel­gleicher Lehrer genannt.
O großer Lehrer, o himmlischer Meister, bitte für mich am Throne der göttlichen Weisheit!
O Leh­rer aller Dinge bitte für mich zu Füßen des ewigen Lehrers!

Bücherlese ohne genaues Datum 1938
Aus „Individualismus als Schicksal“ von Otto Miller[1]:
[…]
Für uns Katholiken aber ist es wahrhaft providentiell, daß vor einem halben Jahrhundert, gerade beim Beginn dieser Krisis des Individualismus also, als noch keiner das Chaos sah, uns der Papst [Pius IX.[2]]  geschenkt wurde, der uns in der Doktrin des heiligen Thomas von Aquin einen Kanon des Denkens gegeben hat. Denn alle Unordnung, auch die des Individua­lismus, beginnt mit der Unordnung im Denken, und darum muß Neuord­nung mit der Neu­ordnung des Denkens anfangen.
(Seite 15)

[1] Der Individualismus als Schicksal, Freiburg/Br. 1933
[2] Giovanni Maria Mastai-Ferretti (* 13.5.1792 in Senigallia an der Adria/I, † 7.2.1878 in Rom) – Priester­weihe 10.4.1819 in Rom – Bischofsweihe zum Erzbischof für das Erz­bistum Spoleto/I 1827 – Kardinal 1840 – Papst Pius IX. 1846 – Seligsprechung 2000 – Gedenktag 7.2.