Reinhold Friedrichs – Blockvater im KZ Dachau auch für Karl Leisner (17)

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Reinhold Friedrichs’ bedeutsame Priesterpersönlichkeit vor allem im KZ Dachau manifestiert sich in seinen eigenen Berichten sowie in Mitteilungen von Zeitzeugen, insbesondere in zahlreichen Zeugnissen von überlebenden KZ-Häftlingen.

 

 

 

Brief von Josef Albinger[1] an Reinhold Friedrichs

[1]  albinger-foto  Monsignore Josef Albinger (* 20.12.1911 in Neuhof-Ellers, † 26.10.1995 in Pappen­hau­sen) – Priesterweihe 19.12.1936 in Fulda – Er kam wegen Verbreitung der Predigten von Bischof Clemens August Graf von Galen am 5.2.1942 ins KZ Dachau und wurde am 4.4.1945 entlassen. Im Martyrerprozeß für Karl Leisner hat er 1990 als Zeuge ausgesagt.

Albinger

 

Marburg, den 17.4.1946.
Ritterstr. 12

Lieber Reinhold!
Da sich unsere Trennung nun schon gejährt hat[1], will ich einmal etwas von mir hören lassen. Ihr im „Norden“ seid so einsilbig! Warum? Teilweise waren wir gezwungen dazu. Aber jetzt gehen die Briefe doch wieder über die „Grenze“.[2] Einmal wurden mir von einem Münsteraner Grüße bestellt. Der Beschreibung nach von Helmus.[3] Engelbert Rehling[4] hatte jetzt in dem Monatsboten der Oblaten über Dachau geschrieben.[5] Er blieb aber objektiv. Franz Goldschmidt[6] aus Lothringen hat dagegen eine Reihe von Broschüren über D. losgelassen, bei denen man erst die Schale von dem Kern trennen muss.[7] Dichtung und Wahrheit! Oder ob der mehr in D. gesehen hat? Er kam aber doch nach mir [ins KZ]. Aber wir kennen ja unseren Franz. Aber jedenfalls muß er Grund haben, eine so zugkräftige Propaganda gegen die Deutschen loszulassen. Wenn er sich damals nicht so ganz in den Dienst der Deutschen gestellt hätte, dann brauchte er jetzt nicht den Spieß total umzukehren und nach Art des „Billigen Jakob“ marktschreierisch seine Erzeugnisse anzubieten. So etwas verdient bei den Franzosen natürlich den Orden der Ehrenlegion, den sogar auch Fabing[8] bekommen hat. Ich finde das genauso unpriesterlich wie das Verhalten der tschech. Priester, von denen mir am Passionssonntag Franz Ulrich[9] erzählte. Einfach furchtbar! U. arbeitet nebenamtlich für die deutschen Priester beim intern. Roten Kreuz! Seine Reise zu mir verband er mit den Verhandlungen mit den deutschen Bischöfen, die ungefähr 400 Priester aufnehmen müssen aus der Tschechoslowakei. Augst[10] und Ulrich sind noch auf dem Posten und zeigen Haltung. Hüttl[11] ist sofort getürmt und sitzt nun als „Leidender Dachauer“ auf einer fetten Pfründe der Diözese Regensburg. Schmierig und „klug“ wie auch einst in D. Josef Bör[12] hat sich weiterhin auf das Gebiet der Prophetie verlegt und vertritt den Chiliasmus[13] so stark, dass er das Kommen Christi in ca. 10 Jahren erwartet. Sein Bischof mußte einschreiten.
Die schlimmsten Feinde der Deutschen in der Tschech. sind die katholischen Priester. Prälat Stassek[14] hat in einer großen Versammlung erklärt: Gegen die Deutschen dürfe man keine Liebe haben! Da gelte das Gebot der Nächstenliebe nicht. Das Volk ist in einem richtigen Taumel. Was wird sich das Väterchen Stalin[15] freuen. Ulrich und Augst hat Stassek verboten, in seinem Haus die deutsche Sprache zu gebrauchen.
Am wunderlichsten kam mir vor, dass der alte Zisch[16], den ich in D. nur schlafend und brevierbetend gefunden habe, große Reden hält auf öffentlichen Plätzen. „Die Lausitz müsse zur tschech. Republik!“ Das sind tiefe theologische Wahrheiten. Zehmann[17] hat den Deutschen den Besuch des Gottesdienstes verboten. Otzipka[18] macht irgendwo den Bürgermeister. Nicht ganz schlecht! Ich weiß nicht, ob Dich das interessiert.
Augst kommt demnächst in unsere Diözese. Wahrscheinlich auch Ulrich. Für Augst habe ich vom Bischof bereits bejahenden Bescheid. Besonders lassen unsere MTT-Freunde grüßen, Kocab und Slavik.[19] Sie studieren in Prag an der Uni. Abends singen sie in irgendwelchen Lokalen, um sich so das nötige Geld zu verdienen. Sonst sei Kocab ein feiner Kerl und aktiver Katholik. Beide sehnen sich – wie auch viele andere – nach Dachau zurück.
Einer aus der Diözese Münster muss in einer Predigt Erwin Geschonnek[20], Deinen „Bulligen“ Vorgänger, heruntergemacht haben. Er weiß davon! Man muß sich wirklich wundern, was – auch von Deutschen – über Dachau geschrieben wird. Eigentlich liegt doch kaum ein Grund vor. Die Dinge, die heute an Deutschen geschehen, sind doch z. T. viel schlimmer als die Methoden der Nazis. Man hat oft den Eindruck, dass die Krankheit leichter zu ertragen war, als die eingesetzte Kur! Jedes Volk hat seine dunklen Punkte, die es vor Gott allein verantworten muß. Man hat in den vergangenen Jahren ja nicht nur Leichenhaufen der KZs gesehen, sondern schrecklichere in den Luftschutzbunkern, verursacht von den 4 motorigen Bombern. Es gab einen Adolf Hitler[21], einen Geist der Hölle, aber auch einen Iwan den Grausamen[22], Heinrich VI.[23], Guillotine und Hexenverbrennung u.s.w. Niemöller[24] wurde hier in Marburg ausgepfiffen und abgelehnt. Ich stand selbst dabei. Seine Meinung kann er nicht halten. Dieses Paradepferd hat der prot. Kirche mehr geschadet als genützt. Die Zahl unserer Konvertiten ist gewachsen. Mir scheint, dass er in der Haft gelitten hat.
Ihr werdet noch traurig sein, dass Ihr Eures Hauptes und Führers beraubt worden seid. Wir trauern aber auch nicht wenig um Kard. Galen[25]. Ich besonders, weil ich seinetwegen eingesperrt war und die Menschen mit Haltung liebe. Meinen Eltern hat er sofort sein Foto geschickt, als er erfuhr, dass ich im KZ sei. Diese Tat und das ermutigende angeschriebene Wort werde ich ihm nicht vergessen. Mein Bischof[26] wußte gar nicht, dass ich im KZ war, er kannte mich gar nicht, als ich ihn besuchte! Aber bei Dir muß ich jetzt auch etwas vorsichtiger sein, da Du auch ziemlich weit nach oben gerückt bist. Ich gratuliere. Ulrich fragte so treu: „Ob wir den Reinhold noch mit dem vertrauten Du anreden dürfen?“ Ich sagte darauf: „Ich glaube, Reinhold würde es als eine Beleidigung auffassen, wenn wir durch das Sie eine Wand aufrichten.“
Von mir will ich Dir nichts erzählen. Ich bin hier in der Stadt der hl. Elisabeth gelandet. Die Struktur der Pfarrei ist sehr kompliziert. Diaspora I cl. [1. Klasse], Studenten, 24 Lazarette, tausende von Flüchtlingen, mehrere tausend Amerikaner, 4 höhere Schulen, 2 Kriegsgefangenenlager und dazu die ordentliche Seelsorge. Aber wir haben uns ja nach der Arbeit gesehnt und nun sollen wir uns freuen. Ich werde sehr leicht müde, auch wollen die Nerven oft nicht so recht. Aber es geht mir gut! Vielleicht besser als ich es verdient habe. Nur müßten meine Brüder noch da sein.
Lieber Reinhold! Nun grüße bitte die Münsteraner. Vor allem Helmus, den alten Bären, Sonnenschein[27] und Josef Meyer[28]. Leider ist der gute Dechant Wessing[29] nicht mehr bei uns, der sich doch so nach seiner Heimat sehnte und nicht in D. sterben wollte. Wie trägt denn „seine Anna“ das große Leid? Ich glaube, der Wessing war so ein kleiner Heiliger. Euch allen wünsche ich Gottes reichsten Segen zum Osterfest und ein frohes Osteralleluja.
In Dankbarkeit
Dein Albinger, Kpl.

[1] Josef Albinger war am 4.4.1945 und Reinhold Friedrichs am 5.4.1945 aus dem KZ Dachau entlassen worden.
[2] In der Potsdamer Konferenz (17.7. bis 2.8.1945) wurden Deutschland und Österreich in eine amerikanische, britische, französische, und sowjetische Besatzungszone (SBZ) auf­ge­teilt und durch alliierte Truppen besetzt. Der Alliierte Kontrollrat leitete die provisorische Ver­waltung. Die Menschen in der amerikanischen, britischen und französischen Be­sat­zungs­zo­ne bezeichneten sich spaßhaft als „Tri­zone­sier“. So entstand 1948 der Karne­vals­schlager „Wir sind die Eingeborenen von Trizo­ne­sien“.
[3] Josef Helmus (* 19.4.1886 in Wetten, † 11.11.1966) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1907 – Priesterweihe 10.11.1911 in Mün­ster – Er kam wegen Sabotage des Arbeitsprozesses am 18.12.1942 ins KZ Dachau und wurde am 5.4.1945 entlassen. Er feierte sein Goldenes Priesterjubiläum am 11.6.1961 in Gladbeck-Rentfort. Höhepunkt die­ses Festtages war das Jubelhochamt, in dem der große Kirchenchor von St. Josef die „Dachauer Messe“ von P. Gregor Schwake OSB in neuer Bearbeitung für Chor und Orche­ster zum Vortrag brachte.
[4] Pater Engelbert Rehling OMI (* 29.6.1906 in Düpe bei Steinfeld, † 25.11.1976 in Aachen) – Eintritt bei den Oblaten – Ewige Pro­feß 1.5.1931 in Hünfeld – Priesterweihe 9.4.1933 in Hünfeld – Er kam wegen pazifistischer Äußerungen am 26.12.1941 ins KZ Dachau und entfloh auf dem Evakuierungs­marsch vom 26.4.1945. 1946 lebte er im Missionskonvikt in Borken. Vom 1.8.1947 bis Ende Juni 1949 war er als Volksmissionar auf dem Rochusberg in Bingen tätig. Ab 1.12.1958 war er Krankenhausseelsorger im Aachener Luisen­hospi­tal und wohnte im Oblatenkloster Aachen/Salvatorberg. 1959 wurde seine Versetzung in das Kloster rechts­kräftig. Dort wirkte er wieder als Volksmissionar. Für einen Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er einen „Augenzeugenbericht“ geschrieben, der am 14.11.1977 beglaubigt wurde.
[5] Rehling, Engelbert
Weihnachten in Dachau. In: Monatsblät­ter der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria, 47 (1946): 14–15
Priesterweihe und Primiz im KZ-Lager Dachau. In: Monatsblät­ter der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria, 47 (1946): 75–77
Priesterleben und Priesterwirken im KZ-Lager Dachau. In: Monatsblät­ter der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria, 48 (1947): 7–11
[6] Ehrendomkapitular François Goldschmitt (* 28.1.1883 in Morsbach/Forbach/Moselle/F, † 8.10.1966 in Rech a. d. Ahr) – Priesterweihe 17.7.1910 in Metz//Moselle/F – Er kam wegen Pre­digt­tätig­keit am 16.12.1942 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 befreit. Als Volks­deutscher war er sehr frankophil.
[7] Goldschmitt, François
Elsässer und Lothringer in Dachau. Ab nach Dachau, Nr. 1, o. J.
Elsässer und Lothringer in Dachau. Im Zugangsblock, Nr. 2, Metz 1945
Elsässer und Lothringer in Dachau. Arbeitssklave, Nr. 3, Metz 1946
Der Herrgott im K.-Z., Nr. 4, Metz 1946
Elsässer und Lothringer in Dachau. Die letzten Tage von Dachau, Nr. 5, Metz 1947
[8] Léon Fabing (* 11.7.1905 Schweyen/F, † 1978) – Priesterweihe am ? – Er kam wegen Polenseelsorge am 19.11.1942 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 be­freit.
[9] Franz Ulrich (* 26.9.1911 in Breslau/Wrocław/PL, † ?) – Priesteweihe am ? – Er kam wegen Zersetzung der inneren Kraft des deutschen Volkes am 13.2.1942 ins KZ Dachau und wurde am 10.4.1945 entlassen.
[10] Josef Augst (* 29.1.1909 in Maffersdorf/Vratislavice nad Nisou/Tsch/CZ, † 18.10.1984 in Innsbruck/A) – Priesterweihe 1935 in Leitmeritz/Litoměřice/Tsch/CZ – Er kam wegen Religionsunterrichtes in der Kirche am 2.9.1942 ins KZ Dachau und wurde am 4.4.1945 entlassen.
[11] Josef Hüttl (* 1.3.1908 in Altsattl/Staré Sedlo/Tsch/CZ, † 8.4.1997 in Regensburg) – Priesterweihe am ? – Er kam wegen Sabotage von Gestapoverfügungen am 9.7.1943 ins KZ Dachau und wurde am 6.4.1945 entlassen.
[12] Schönstattpriester Josef Maria Böhr (* 21.8.1895 in Warnsdorf/Varnsdorf/Tsch/CZ, † 5.9.1974 in Saar­brücken) – Priesterweihe 27.7.1924 in Innsbruck/A (vermutlich als Jesuit) – Er kam wegen Deutschlandfeindlichkeit am 27.6.1941 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 be­freit. Er war Priester im Erz­bistums Prag und lebte zeitweise als Rektor i. R. in Mün­ster, wo er 1955 Rektor der Klosterkirche zum Guten Hirten wurde. 1968 ging er als Eme­ritus nach Saarbrücken.
[13] Chiliasmus von χίλια chilia (griech.) tausend – im ursprünglichen Sinn Glaube an die Wiederkunft Christi und das Aufrichten seines tausend Jahre währenden Reiches
[14] Prälat und Domherr Bohumil Stašek (* 17.2.1886 in Klabava/Tsch/CZ, † 8.8.1948 in Prag) – Priesterweihe am 18.7.1908 – Er kam am 21.2.1940 ins KZ Sachsenhausen, am 14.12.1940 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 be­freit.
[15] Jossif Stalin (eigentlich Jossif Wissarionowitsch Dschugaschwili) (* 21.12.1879 in Gori/ Geor­gien, † 5.3.1953 in Moskau) – Er wurde 1899 als politisch unzuverlässig aus dem orthodoxen Priesterseminar in Tiflis ausgeschlossen. Nach dem Tod von Wladimir Iljitsch Lenin erlangte er im Januar 1924 nach jahrelangem Machtkampf die unum­schränkte Herrschaft in der UdSSR.
[16] Johann Ziesch (* 19.12.1883 in Ostro, † 1948) – Priesterweihe am ? – Er kam wegen Wendenfürsorge am 4.4.1941 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 be­freit.
[17] Franz Zemann (* 30.6.1900 in Böhm. Budweis/České Budějovice/Tsch/CZ, † ?) – Priesterweihe am ? – Er kam wegen staatsfeindlicher Äußerungen im Religionsunterricht am 12.6.1942 ins KZ Dachau und wurde am 11.4.1945 entlassen.
[18] Alois Otzipka (* 24.9.1904 in Kosmütz/Kozmice/Tsch/CZ, † ?) – Priesterweihe am ? – Er kam wegen Jugendseelsorge am 25.9.1941 ins KZ Dachau und wurde am 9.4.1945 entlassen.
[19] Zu Kocab und Slavik wurden keine näheren Angaben gefunden.
[20] Zu Erwin Geschonnek wurden keine näheren Angaben gefunden.
[21] Adolf Hitler (* 20.4.1889 in Braunau am Inn/A, † Suizid 30.4.1945 im Bunker der Reichs­kanzlei in Berlin) – Eintritt in die später in NSDAP umbenannte DAP 12.9.1919 – mißlun­gener Ver­such, die bayerische u. die Reichs­regierung zu stürzen 8./9.11.1923 – Wahl zum Vorsitzenden der NSDAP 29.7.1929 – deutscher Staatsbür­ger durch Ein­bürgerung 1932 – Ernennung zum Reichs­kanzler 30.1.1933 – Eigenernennung als Führer u. Reichs­kanzler zum Staatsoberhaupt nach dem Tod Paul von Hindenburgs 1934 – An­zettelung des Zweiten Weltkrieges mit dem Überfall auf Polen 1.9.1939 – Seine rassen­ideologische Vernich­tungs­politik forderte Millionen von Opfern. Alle Attentate auf ihn mißlangen. Am 29.4.1945 hei­ra­tete er Eva Braun und beging mit ihr am 30.4.1945 Suizid.
[22] Iwan IV. Wassiljewitsch, der Schreckliche (1530–1584) – Großfürst von Moskau – Er krönte sich selbst zum Zaren von Rußland.
[23] Heinrich VI. (1421–1471) – König von England
[24] Martin Niemöller (* 14.1.1892 in Lippstadt, † 6.3.1984 in Wiesba­den) – Heirat mit Else Niemöller, geb. Bremer (* 20.7.1890, † 7.8.1961) 20.7.1919 – evangelischer Theologe – als Seeoffizier Kommandant eines U-Bootes im Ersten Weltkrieg – Theo­logiestudium in Mün­ster 1919 – Pfarrer in Berlin-Dahlem 1931 – Er rief im Herbst 1933 zur Gründung eines Pfarrer-Notbundes auf, der sich gegen die Ausgrenzung von Christen jü­di­scher Her­kunft aus dem kirchlichen Leben und ge­gen die Ver­fälschung biblischer Lehre durch die na­tional­soziali­stischen Deutschen Christen wehren sollte. Aus diesem Notbund ging die Be­ken­nende Kirche hervor. Er zählte zu deren aktivsten Mitglie­dern. Die Entlassung von evangelischen Geist­lichen jüdischer Herkunft lehnte er ab. Ab 1934 stand er unter Beob­achtung der Geheimen Staats­polizei. Er wurde am 1.7.1937 ver­haftet, Anfang 1938 zu sie­ben Monaten Festungs­haft verurteilt und anschließend als persönlicher Gefangener Adolf Hitlers ins KZ Sachsenhausen gebracht. Am 11.6.1941 kam er ins KZ Dachau in den „Eh­renbunker“. Am 4.5.1945 wurde er auf der Evakuierungs­fahrt vom 24.4.1945 nach Südti­rol in Nieder­dorf/Villabassa/I be­freit. Nach Ende des Krieges war er führend an der Neuord­nung der EKD beteiligt. Von 1947–1964 war er Kirchenpräsident der Evange­lischen Kir­che in Hessen und Nassau, 1954 Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft, 1961 Präsi­dent des Ökumenischen Rates der Kirchen, und ab 1976 bekleidete er das Amt des Ehren­vorsitzenden dieser Institution. Als überzeugter Pazifist war er bis zu seinem Tod in der Friedensbewegung tätig.
[25] Clemens August Graf von Galen (* 16.3.1878 auf Burg Dinklage i. O., † 22.3.1946 in Münster) – Priesterweihe 28.5.1904 in Münster – Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Mün­ster 28.10.1933. Am 18.2.1946 wurde er zum Kardinal ernannt und am 9.10.2005 in Rom se­ligge­sprochen.
[26]   Bischof Johann Baptist Dietz (* 30.1.1879, † 10.12.1959) – Priesterweihe 28.10.1905 in Bamberg – Ernennung zum Titularbischof von Ionopolis/TR u. Bestellung zum Koadjutor in Fulda 25.7.1936 – Bischofsweihe 27.9.1936 – Bischof von Fulda 1939–1958
[27] Johannes Sonnenschein (* 30.5.1912 in Bocholt, † 31.8.2003 in Ahaus) – Eintritt ins Col­legium Borromaeum in Münster 1.5.1931 – Priesterweihe 19.12.1936 in Münster – Kaplan in Ahlen St. Josef 29.2.1940 – dort Ver­haftung 8.3.1942 – Er kam über die Gefäng­nisse in Ahlen und Münster wegen Jugendseelsorge und Verbreitung des Möldersbriefes am 29.5.1942 ins KZ Da­chau. Am 9.4.1945 wurde er ent­lassen. – Kaplan in Emsdetten Herz Jesu 1946–1951 – Pfar­rer in Borghorst St. Nikomedes 1958–1970 – Dechant im Dekanat Borghorst 1959 – Pfarrer in Dülmen (Merfeld) St. Antonius 1970–1991 (als Pfarrer em. Pfarrverwalter 1987) – Von 1991 bis zu seinem Tod lebte er als Pfar­rer em. in Ahaus. Im Seligsprechungsprozeß 1981 und im Martyrerpro­zeß 1990 für Karl Leisner hat er als Zeuge ausgesagt.
[28] Josef Meyer (* 12.1.1897 in Wesel, † 24.7.1974 in Goch) – Eintritt ins Collegium Borro­maeum in Münster Ostern 1917 – Priesterweihe 1.4.1922 in Münster – Er kam wegen Ver­lesens des Möldersbriefes am 29.5.1942 ins KZ Dachau und wurde am 29.3.1945 entlassen.
[29] August Wessing (* 18.1.1880 in Gescher, † 4.3.1945 im KZ Dachau) – Eintritt ins Colle­gium Borromaeum in Münster Ostern 1903 – Prie­ster­weihe 25.5.1907 in Münster – Pfarrer in Hoetmar 9.3.1932 – Dechant des Dekanates Frecken­horst 10.1.1939 – Er kam wegen Polenseelsorge am 2.10.1942 ins KZ Dachau, wo er als heiligmäßiger Priester an­gesehen wurde. Richard Schneider hat die Asche des Verstorbenen aus dem KZ-Gelände ge­schmuggelt. Die Urne wurde nach einem feierlichen Requiem am 25.5.1945 in der Ge­meinde St. Lambertus in Hoetmar im Sockel des großen Kreuzes auf dem dortigen Friedhof beigesetzt.

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